Das Kirchdorf Altefähr war nachweislich seit dem 13. Jahrhundert der traditionelle Ankunftsort der Fähren zwischen dem Festland und der Insel Rügen. Erst mit dem Bau des Rügendammes 1936 verlor das Dorf mit der weitgehenden Aufgabe des Fährhafens seine namensgebende, ursprüngliche Bedeutung.
Als »Kapelle gegenüber der Stadt Stralsund« (capella opposite civitati Stralsund) findet 1325 erstmals eine Kirche in Altefähr urkundliche Erwähnung. Von diesem Bau sind allerdings keine Reste mehr erhalten.

Die heutige Kirche stammt in ihren ältesten Teilen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. An den Chor wurde im 16. Jahrhundert das Kirchenschiff angebaut und unmittelbar danach kam der Turm hinzu, der 1692 verändert wurde. 1803 stürzte das obere Drittel ein und 1913 erhielt der Turm seine heutige Gestalt. Im Jahr 2014 wurde der Kirchturm saniert.
An der Nordwand des Kirchenschiffes wurde 1986 eine Wandmalerei freigelegt. Dargestellt ist hier die »Anbetung der Heiligen drei Könige«. Daneben hängen zwei Fragmente eines Schnitzaltars aus dem Ausgang des 15. Jahrhunderts. Sie zeigen Maria und Elisabeth während ihrer Schwangerschaft und die Flucht nach Ägypten.
1667 wurde die Renaissancekanzel renoviert und erhielt diesen Platz in der Kirche. An der Ostwand des Chores steht der wunderschöne barocke Altar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1746 entstand er in der Werkstatt des Stralsunders Michael Müller. Das gerahmte Hauptbild zeigt »Das Abendmahl«, eine seitenverkehrte Kopie nach Rubens. Auf der Predella sind Jesus und die Emmausjünger dargestellt, über dem Hauptbild das Auge Gottes und als Bekrönung der auferstandene Christus. Seitlich stehen die vier Evangelisten.

Das Bild an der Nordwand zeigt Pastor Decenius. Unter seiner Leitung erfolgten umfangreiche Sanierungen der Kirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auch die barocke Bekrönung des Kanzeldeckels erfolgte in dieser Zeit.
Das große Bild an der Südwand zeigt die Grablegung Christi. Es war wahrscheinlich ein Altarblatt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Türfüllungen der Sakristeitür zeigen Christus als Weltenrichter (oben) und die Lilie als Symbol der Reinheit (unten). Das Bild auf der Tür zum Dachstuhl der Sakristei zeigt Abundantia als Symbol des Überflusses auf der Erde und der Forderung zur Erhaltung der Schöpfung.
Aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammen das Kastengestühl auf beiden Seiten des Chores und die beiden Beichtstühle. Daneben an der Wand sind zwei alte Sakramentsnischen durch Holztüren verschlossen.
Wenn wir nun in das Kirchenschiff blicken, steht rechts vor uns die Fünte aus dem 14. Jahrhundert. Die darauf liegende Taufschüssel wurde 1913 angefertigt. In der Mitte ist ein Segelschiff abgebildet in Erinnerung an die Fährkommune.

Aus diesem Jahr stammen auch das Gestühl im Kirchenschiff und die Grüneberg-Orgel auf der Orgelempore. Die Kronleuchter sind älter und gehören ins 18. Jahrhundert. In Altefähr wohnten zwei Kapitäne für »Große Fahrt«. Von Kapitän Malte Scheel hängt ein Votivschiff in unserer Kirche. Typisch für unser Dorf war die Fährkommune mit etwa 35 Fährleuten. Seit 1855 besaßen sie Dampfschiffe. Zwei Votivschiffe, der »Raddampfer« und der Schraubendampfer »Altefähr 2« stehen an der Westwand des Kirchenschiffes.

Hier finden Sie auch den alten Kirchturmhahn, der bei der Sanierung des Turmes im Jahr 2014 durch einen neuen ausgewechselt wurde. Daneben steht die erste Kirchturmuhr aus dem Jahr 1674. Seit dem Einsturz des Kirchturms im Jahr 1803 war sie abgestellt. Der Kirchturm ist später im 16. Jahrhundert errichtet worden. Er verdeckt das ursprüngliche große Kirchenportal an der Westseite des Kirchenschiffes. Hier im Turmraum ist in der Wand eingelassen ein altes Weihwasserbecken. An der Südwand stehen auf einer großen Tafel die Namen der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg.
Die Orgel wurde 1913 von Barnim Grüneberg aus Stettin erbaut – unter Verwendung des Gehäuses und eines Teiles des Pfeifenwerkes der um 1840 von Friedrich Nerlich (Stralsund) erbauten Vorgängerorgel. 1968 wurde die Orgel von der Mitteldeutschen Orgelbauanstalt Gebrüder Voigt (Bad Liebenwerda) klanglich umgestaltet. Im Jahr 2006 erfolgte die Restaurierung und Wiederherstellung des Klangbildes von 1913 durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler. Das heutige Kegelladen-Instrument hat elf Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind pneumatisch.
DIGITALE CHRONIK VON ST. NIKOLAI
Die Geschichte von St. Nikolai in Altefähr lässt sich auch in unserer digitalen Chronik entdecken. Unser langjähriger Dorfchronist Lothar Dols und der Kirchengemeinderat laden Sie herzlich ein auf einen Besuch unserer Kirche.
KIRCHENBESICHTIGUNG UND OFFENE KIRCHE

In den Sommermonaten bis September bietet die Kirchengemeinde Altefähr die Offene Kirche an – dank der Unterstützung ehrenamtlicher Helfer:innen. Auf der Suche nach Stille und Ruhe können Gäste die Kirche St. Nikolai täglich besichtigen, ein Licht entzünden, ein Gebet sprechen. Die Kirchentüren werden am Vormittag geöffnet und am späten Nachmittag geschlossen.
Natürlich sind Sie auch herzlich zum Gottesdienst am Sonntag um 10.45 Uhr in St. Nikolai oder zu einer Veranstaltung des Kirchensommers eingeladen. Einen Überblick unserer Gottesdienste und aktuellen Veranstaltungen finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.
LADESTATION FÜR E-BIKES IN ALTEFÄHR
An der nördlichen Seite der Kirche St. Nikolai in Altefähr wurde eine Ladestation für E-Bikes installiert. Die Ladestation mit drei Schließfächern ist Ostern 2023 in Betrieb genommen worden. Bis zu zwei Akkus können pro Schließfach über die integrierte Steckdose geladen werden. Die Wartezeit, bis Ihre Akkus wieder einsatzbereit sind, können Sie gern nutzen, um einen Blick in unsere Kirche zu werfen und dort in Ruhe und Besinnung den inneren Akku aufladen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.radfahrland-mv.de.

